Havana Club gilt als eine der bekanntesten Marken für kubanischen Rum und wurde 1935 in den Markt eingeführt. Der Rum belegte 2007 auf der Impact ranking of international Premium spirits brands einen Platz unter den ersten 30 weltweit meistverkauften Spirituosen.[1] Nachdem das französische Unternehmen Pernod Ricard ab 1993 den internationalen Vertrieb übernommen hatte, ist der Absatz des Rums weltweit stark angestiegen. Bacardi hat daraufhin mittels starker Lobbyarbeit die Markenrechte in den USA erlangen können und verkauft dort einen Rum unter gleichem Namen. In Deutschland sind der Añejo 3 Años und der Añejo 7 Años die meistverkauften Produkte von Havana Club.

Der Ursprung von Havana Club ist eng mit dem Namen José Arechabala verbunden. Der gebürtige Baske kam 1862 im Alter von 15 Jahren von Spanien nach Kuba. 1878 gründete er die Rumdestillerie La Vizcaya (span. für Die Biskaya) in Cárdenas, in der später der Havana Club gebrannt werden sollte.[2] In den Folgejahren wuchs der Absatz der Destillerie stetig an. 1921 schloss sie sich mit anderen Destillerien aus dem Ort zu einer Gesellschaft namens José Arechabala S.A. zusammen. Der erste Präsident wurde der damals 75-jährige Gründer José Arechabala, der aber schon zwei Jahre später starb. Es folgte eine kurze, durch diverse Familientragödien und damit von wechselnden Unternehmenschefs gekennzeichnete Periode, die 1926 mit der Ernennung von Arechabalas Großneffen José Fermín Iturrioz y Llaguno zum neuen Unternehmensführer endet

Das Geburtsjahr der Marke Havana Club ist 1935. In diesem Jahr verkaufte die Destillerie erstmals Rum unter diesem Namen. Gleichzeitig begann sie mit dem Export in die USA und ließ dort Markenrechte eintragen. Im selben Jahr wurde an der Plaza de la Catedral im Zentrum Havannas auch die Havana Club Bar eröffnet, die ein zunehmend internationales Publikum anzog.

Die große Wende in der Unternehmensgeschichte kam 1960, als das Unternehmen José Arechabala S.A. infolge der marxistischen Prinzipien der Revolutionäre um Fidel Castro verstaatlicht und dem Staatsunternehmen Cubaexport[6] einverleibt wurde. Die bisherige Eigentümerfamilie Arechabala emigrierte nach ihrer entschädigungslosen Enteignung via Spanien in die USA. Das Ende für die Havana Club-Destillation in Cárdenas kam 1970, als die Produktion in die dafür neu errichtete Destillerie in Santa Cruz del Norte verlagert und erheblich ausgeweitet wurde. 1973 lief der Markenschutz von Havana Club, die sich noch im Besitz der Familie Arechabala befand, aus. Da diese die Markenrechte nicht verlängerten, meldete Cubaexport die Marke in rund 70 Ländern neu an. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Rum dann hauptsächlich in die Warschauer Pakt-Staaten exportiert, davon allein 70 % in die damalige UdSSR. Ein Verkauf in den USA ist seit der Revolution aufgrund des US-Embargos gegen Kuba ausgeschlossen.

Im November 1993 gründeten auf der einen Seite Cubaexport als Eigner der Destillerie und Cuba Ron als zentraler kubanischer Distributor und auf der anderen Seite Pernod Ricard zusammen ein Joint-Venture. Dieses sieht u.a. vor, dass Pernod Ricard die Produkte von Havana Club weltweit vertreibt, während Cuba Ron die Produkte von Pernod Ricard in Kuba vertreibt.[8] Seit Beginn dieser Zusammenarbeit steigt der Absatz von Havana Club mit jährlich zweistelligen Zuwachsraten kontinuierlich an.[1] So konnte das Gemeinschaftsunternehmen seinen Absatz im Jahr 2008 um 13 % gegenüber dem Vorjahr auf 30,6 Mio. Liter steigern. Deutschland hat sich dabei zum Hauptabsatzmarkt entwickelt, in dem der Absatz im gleichen Zeitraum um 26 % gesteigert werden konnte. Mittlerweile wird Havana Club in 125 Ländern vertrieben.

Im Jahr 2000 wurde mit der Fundación Havana Club in der Altstadt von Havanna ein Museum eröffnet, das sich dem Unternehmen und seinen Produkten widmet und Anfang 2009 seinen millionsten Besucher hatte.[10] In San José wurde 2007 eine weitere Destillerie eröffnet, die laut Firmenangaben 66 Mio. US-Dollar gekostet hat. Sie ist die modernste Destillerie Kubas und mit einer Kapazität von 12.000 Flaschen pro Stunde außerdem eine der größten Destillerien der Welt. In ihr wird ausschließlich brauner Rum hergestellt. Der Verkauf in den USA ist auch weiterhin ausgeschlossen. Die kubanische Regierung beziffert die hierdurch entgangenen Einnahmen aus ihrem Anteil am Joint-Venture auf bisher (2005) insgesamt 28,4 Mio. Dollar.

Das Verkaufsziel von Pernod Ricard ist es, den Absatz bis zum Jahr 2013 auf 5 Millionen Kisten (à 9 Liter) zu steigern und die Marke zum Weltmarktführer im Segment der älteren braunen Rums auszubauen.

Sorten

Die Sorten sind entsprechend ihrer Verbraucherpreise aufsteigend geordnet. Sofern nicht anders beschrieben, beziehen sich alle Altersangaben auf den jüngsten im Blend enthaltenen Rum.

Volumensegment

Der jüngste Rum von Havana Club ist der mindestens 18-monatige weiße Añejo Blanco. In Deutschland weiter verbreitet ist der drei Jahre gelagerte Añejo 3 Años. Obwohl er durch die Reifung in Whiskyfässern eine goldgelbe Farbe hat, wird auch er als weißer Rum eingeordnet.

Als braunen Rum gibt es zunächst den vier- bis fünfjährigen Añejo Especial. Er wurde 2004 eingeführt und wird zwecks einer einheitlichen Farbgebung mit Zuckercouleur gemischt. Alle drei Sorten werden hauptsächlich zum Mixen von Cocktails verwendet.

Der zweite braune Rum ist der Añejo 7 Años, der mindestens sieben Jahre in Eichenfässern gereift ist. Dieser bildet zusammen mit den beiden weißen Rums die Hauptabsatzlinie von Havana Club in Deutschland. Wegen seines markanten Geschmacks ist er für Cocktails nur mäßig geeignet und wird daher hauptsächlich pur oder auf Eis getrunken.

Seltener ist in Deutschland – im Gegensatz etwa zu Italien oder der Schweiz – der fünf- bis sechsjährige Añejo Reserva.

Hochpreissegment

Die hier aufgeführten Sorten sind generell braune Rums.

Im Jahr 2004 wurde der zehnjährige Cuban Barrel Proof als völlige Neukreation herausgebracht. Er wird besonders aufwändig produziert. So wird der entstandene Rum noch einmal in Jungeichenfässern nachgereift, um anschließend von dort in die Flasche abgefüllt zu werden. Der Cuban Barrel Proof ist der einzige Havana Club Rum, der kein Blend ist, also Rum eines einzigen Jahrgangs und in der Regel zwischen 9 und 12 Jahre alt. Blends hingegen werden aus verschiedenen Jahrgängen gemischt. Der Rum gewann die Goldmedaille im Jahr 2004 auf dem Wettbewerb International Review of Spirits 2004 des Beverage Testing Institutes in Chicago und im Jahr 2006 auf der 24th International Wine and Spirit Competition (IWSC). Bei letzterem wurde ihm zusätzlich noch das Prädikat Best in Class verliehen.[24] 2010 erhielt der Cuban Barrel Proof ein neues Flaschendesign und eine neue Umverpackung in Holzoptik und wird seitdem unter der Bezeichnung Selección de Maestros angeboten, die Rezeptur blieb unangetastet.[25].

Der 15-jährige braune Añejo Gran Reserva ist in diesem Segment der bisher am längsten angebotene Vertreter.

Anlässlich der 480-Jahr-Feier Havannas wurde 1999 ein zwölfjähriger Rum namens San Cristóbal de La Habana Añejo Solera herausgegeben. Dieser ist nicht in den Export gegangen, daher sind in Europa nur selten Flaschen erhältlich.[26]

Ebenfalls neu kreiert wurde der Máximo Extra Añejo, der als Spitzenprodukt der Marke konzipiert ist. Es handelt sich hierbei um einen Blend aus den laut Eigenangaben besten Jahrgängen seit Bestehen der Destillerie, von dem jährlich nur 100 Flaschen à 0,5 Liter abgefüllt werden. Die Flaschen sind mundgeblasen, verkorkt und werden mit einem vom Chefabfüller handunterschriebenen Echtheitszertifikat verkauft. Bei seiner Einführung gab CubaRon eine unverbindliche Preisempfehlung von 1200 US-Dollar bekannt.[27]

Weitere Sorten

Für die jüngere Zielgruppe wird ein Alkopop namens Loco produziert. Es werden Fruchtsäfte in den Geschmacksrichtungen Lime, Mango, Pink Grapefruit und Passion mit Añejo Blanco vermischt. Im Hauptabsatzmarkt Italien wurden im Einführungsjahr 2003 in den ersten acht Monaten über zehn Millionen Flaschen verkauft.[28] Aufgrund der Alkopopsteuer wurde Loco in Deutschland nie vertrieben.

Mit Exquisito wurde ein eher untypischer Rum produziert, der im Gegensatz zu allen anderen kubanischen Rums keine Melasse zur Herstellung verwendete, sondern ausschließlich Zuckerrohrsaft. Daher ähnelte er eher dem französischen Rhum agricole als einem kubanischen Rum. Exquisito wurde niemals direkt in Europa verkauft und wird mittlerweile auch nicht mehr hergestellt. Er ist daher sehr begehrt und erzielt hohe Sammlerpreise.[29]